Vorteile von Intermediate-Care-Einheiten (IMC) im Krankenhaus

Als Bindeglied zwischen dem OP-/Intensivbereich und der Normalstation eines Krankenhauses erfreuen sich Intermediate-Care-Stationen in deutschen Kliniken immer größerer Beliebtheit. Entsprechend ist die Anzahl sogenannter „IMC“-Einheiten, die im englischsprachigen  Raum auch als „step down units“, „transitional care units“ oder „high dependency units“ bekannt sind [1], in den vergangenen 10 Jahren deutlich gestiegen. Doch worum handelt es sich bei dieser Versorgungsstufe und welche Vorteile bringt sie mit sich?

 

Intermediate-Care-Stationen sind Intensivüberwachungseinheiten, auf denen die Überwachung der vitalen Funktionen der Patienten im Mittelpunkt der Versorgung steht. Ihre Patienten zeichnen sich durch eine erhöhte Pflegebedürftigkeit aus, welche die Versorgungskapazität auf den Normalstationen übersteigt. Dagegen bedürfen IMC-Patienten einer weniger intensiven Überwachung als Patienten der Intensivstationen. Entsprechend beschränkt sich die Verweildauer eines Patienten in einer IMC-Einheit in der Regel auf weniger als 24 Stunden. [2]

Zentraler Vorteil der Einrichtung einer Intermediate-Care-Einheit ist die Entlastung der Intensivstationen eines Krankenhauses. Da Intensivbetten einen der größten Kostenträger in deutschen Kliniken darstellen, werden diese im Zuge des steigenden Kostendruckes, dem sich Kliniken ausgesetzt sehen, immer knapper. Gleichzeitig steigt im Zuge der demographischen Entwicklung und der altersbedingten Morbidität der Anteil intensivbedürftiger Patienten und mit zunehmendem medizinischen Fortschritt und  Behandlungsmöglichkeiten dieser Patienten auch der Bedarf an Intensivkapazitäten [1]. Die  Einrichtung von Intermediate-Care-Einheiten ermöglicht Krankenhäusern einen effizienten Umgang mit den knappen und kostspieligen Intensivressourcen: Patienten, welche keiner intensivtherapeutischen Pflege aber dennoch einer über die Betreuung auf Normalstation hinausgehenden Pflege bedürfen können frühzeitig aus der Intensivstation entlassen werden und schaffen hier Platz für weitere intensivbedürftige Patienten. Da Intensivbetten mitunter das Doppelte der Kosten eines IMC-Bettes verschlingen, kann dies zu einer deutlichen Kostenreduktion führen.

Für Krankenhäuser bringen IMC-Stationen jedoch nicht nur einen wirtschaftlichen Nutzen in Folge einer effizienten Auslastung der eigenen Kapazitäten mit sich. Mit der Etablierung einer Versorgungsstufe, welche zwischen der Intensivstation und der Normalstation angesiedelt ist [3], wird die Patientensicherheit entscheidend erhöht. Verfrühte Verlegungen von Patienten auf die Normalstation, welche oftmals zu ungeplanten und notfallmäßigen Wideraufnahmen auf der Intensivstation führen, können so vermieden werden [1]. Gleichzeitig wirkt sich eine dem Gesundheitszustand angemessene medizinische Betreuung nachhaltig auf den Heilungsprozess und somit auch auf die Zufriedenheit der Patienten aus.  

Ein weiterer Vorteil liegt darüber hinaus in der Entlastung des Personals der Normalstationen, da die Anzahl an pflege- und überwachungsbedürftigen Patienten, welche ausschließlich aus Kapazitätsengpässen zu früh auf die Station verlegt werden und zusätzlich zum regulären Patientenaufkommen zu betreuen sind, deutlich reduziert wird.

Die Vorteile der Einrichtung von Intermediate-Care-Einheiten sind also nicht von der Hand zu weisen. Vor der Errichtung gilt es jedoch zu entscheiden, in welcher Form eine IMC-Station im Krankenhaus etaliert werden soll. Der Wissenschaftliche Arbeitskreis Intensivmedizin der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) unterscheidet vier mögliche IMC-Strukturen: Räumlich und organisatorisch unabhängige IMC-Einheiten, IMC-Einheiten, welche in die Intensivstation integriert sind (Integrationsmodell), IMC-Einheiten, welche räumlich unmittelbar an die Intensivstation angrenzen (Parallelmodell) sowie die Option, den Aufwachraum des OP-Bereiches als IMC-Einheit zu nutzen [1]. Der Vorteil der Errichtung einer räumlich und organisatorisch unabhängigen IMC-Einheit liegt einerseits in den Kosten. Sowohl die Investitionskosten als auch die fixen Betriebskosten, z.B. für die bauliche Infrastruktur und die apparative Ausstattung, fallen im Verhältnis zu einer Intensivstation deutlich geringer aus [4]. Darüber hinaus ist die unabhängige IMC-Station mit deutlich weniger Personal zu betreiben, da eine Pflegekraft ca. 4 Patienten [1] zu betreuen hat. Dies ist jedoch andererseits mit dem Nachteil verbunden, dass mitunter gering qualifiziertes Personal auf der IMC-Station eingesetzt wird, was wiederum die Qualität der Patientenbehandlung negativ beeinflussen könnte [4]. Verglichen mit dem Integrationsmodell, das eine Eingliederung der IMC-Betten in die bestehende Intensivstation vorsieht, ist eine unabhängige IMC-Einheit mit zusätzlichen Patiententransport- und Kommunikationswegen verbunden. Das Integrationsmodell bietet dagegen ein hohes Maß an Flexibilität, da bei verändertem Krankheitsverlauf keine langen Transportwege anfallen und in Notfallsituationen schnell qualifiziertes Intensivpersonal bereit steht. Darüber hinaus ist eine kontinuierliche Versorgung durch das hochqualifizierte Intensivpersonal sichergestellt [1]. Kurze Wege und eine zügige Versorgung durch qualifiziertes Personal sind auch im Falle des Parallelmodells sichergestellt, aufgrund der unmittelbaren Angrenzung der IMC-Einheit an die Intensivstation. Als letzte Option besteht schließlich die Möglichkeit, den Aufwachraum des OP-Bereiches als IMC-Einheit zu nutzen. Dies hat den Vorteil, dass die Patienten wie auf der Intensivstation kontinuierlich durch qualifiziertes Personal betreut werden und keine zusätzlichen Räumlichkeiten eingerichtet werden müssen. Mit zunehmender Nutzung des IMC-Bereichs ist jedoch schnell mit Kapazitätsengpässen im Aufwachraum zu rechnen.

Literaturangaben

[1] Gervais, Hendrik W. 2004: „Warum braucht der OP-Bereich eine Intermediate Care?“ In: Thomas Busse „OP-Management Praxisberichte“ Economica, Heidelberg.

[2] Grünewald, M , Stolecki, D. Ullrich, L. und Hermes, C. 2010: „Arbeitsfeld Intensivstation und Anästhesie.“ In Grünewald, Stolecki und Ullrich (Hrsg.) „Intensivpflege und Anästhesie“, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart.

[3] Eikamp, J. 2007: Abgrenzung von Intermediate Care zu Intensivtherapiepatienten und Patienten auf einer Normalpflegestation durch „Medical Scores“ in: Pflegewissenschaft 01/2008.

[4] Van Aken, H.K., Jahn, U.R. 2007: „Zusatzweiterbildung Intensivmedizin. Das gesamte Spektrum der operativen und nichtoperativen Intensivmedizin“ Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart.

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