Jedes Krankenhaus hat seine eigene Geschichte. Einen wesentlichen Teil dieser Geschichte nimmt dabei die medizinische Idee ein, mit der das Haus einmal gegründet wurde. Ganz einfach ersichtlich ist dies bei Unfallkrankenhäusern: Diese sind traditionell auf die Versorgung von Verkehrs- und Arbeitsunfällen spezialisiert – und dementsprechend eher unfallchirurgisch als internistisch geprägt. Konfessionell getragene Krankenhäuser waren häufig pflegerisch dominiert und sind daher oft früher als andere in die Palliativ- oder Altersmedizin eingestiegen. Der ein oder andere Regelversorger hatte im Laufe seiner Geschichte Chefärzte, die in einem bestimmten Gebiet ausgewiesene Koryphäen waren, was heute noch im Leistungsspektrum wahrnehmbar ist.
Die Medizinstrategische DNA ist also die Summe der Prägungen, die ein Krankenhaus bereits bei der Gründung und während entscheidender Phasen seiner Geschichte erhalten hat. Sie ist in einem Krankenhaus zwar an vielen Stellen „spürbar“ und in Teilen den unterschiedlichen Entscheidern auch bekannt – allerdings nur selten tatsächlich externalisiert und damit für einen Strategieentwicklungsprozess nutzbar.
Es ist aber sehr wichtig, sich der Elemente der eigenen Medizinstrategischen DNA zu Beginn eines Strategieprozesses bewusst zu werden, da die Prägung eines Hauses großen Einfluss auf die Menge und Richtung denkbarer Strategieoptionen hat. Auf Basis einer transparent formulierten Medizin-DNA lassen sich im Laufe des Strategieprozesses folgende Schlüsselfragen beantworten:
- Hat unsere Medizinstrategische DNA den Erfolg unserer Einrichtung in der Vergangenheit eher gefördert oder behindert?
- Wird unsere Medizinstrategische DNA den Erfolg unserer Einrichtung in der Zukunft eher fördern oder behindern?
- An welchen Elementen unserer DNA müssen wir weiterarbeiten? Welche müssen wir austauschen oder welche Elemente müssen neu dazukommen?
Auf der Suche nach der Medizin-DNA eines Krankenhauses gibt es im Wesentlichen zwei Quellen: Einerseits hilft der Blick in die Geschichte der Einrichtung. Mit welcher Idee wurde das Krankenhaus ursprünglich gegründet? Welche wichtigen Entwicklungsschritte gab es im „Lebenslauf“ der Klinik? Worauf ist die Einrichtung besonders stolz? Wo war das Krankenhaus besonders innovativ/ Pionier? Die Antworten auf diese Fragen decken die Elemente der Medizin-DNA schon zu wesentlichen Teilen auf. Andererseits dienen Interviews mit den Führungskräften des Krankenhauses dazu, die Prägungen zu identifizieren, die noch heute Einfluss auf die Ausrichtung der Klinik und die Entscheidungen der Führungskräfte haben. Auf dieser Basis lässt sich sehr zügig die Medizinstrategische DNA formulieren und dann im Führungsteam diskutieren.
Im Ergebnis der Diskussion entsteht im Führungsteam erstmals ein gemeinsames Verständnis des grundlegenden medizinstrategischen Profils eines Krankenhauses. Dieses ist eine zentrale Voraussetzung für die anschließende Formulierung einer erfolgversprechenden Medizinstrategie.