EPRD-Jahresbericht: Moderater Rückgang der endoprothetischen Eingriffe 2020

Beitrag von Caroline Arenz – Senior Consultant (11.01.2022)

Im Corona-Jahr 2020 ist bei den im Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) erfassten Eingriffen insgesamt ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Der befürchtete Einbruch der durchgeführten Gelenkimplantationen an Knie und Hüfte blieb jedoch aus. Somit können die Daten des EPRD weiterhin als valide angesehen werden und ermöglichen auch in Pandemiezeiten sinnvolle Auswertungen und (Zeitreihen-)Vergleiche.

Die für 2020 an das EPRD übermittelten Daten verdeutlichen u.a. folgende Fakten:

  • Insgesamt dokumentierten die Krankenhäuser im vergangenen Jahr 290.420 endoprothetische Versorgungen im EPRD. Dies entspricht einem Rückgang von etwa 9 % im Vergleich zum Vorjahr (2019).
  • Die meisten Krankenhäuser weisen für 2020 rückläufige OP-Zahlen aus. Einzelne Kliniken konnten ihre endoprothetischen Eingriffe während der Corona-Pandemie jedoch auch steigern. Dies wird im Jahresbericht des EPRD durch regionale bzw. bundeslandbezogene Unterschiede in der Ausprägung der Pandemie erklärt.
  • Letztes Jahr wurden 174.739 Erstimplantationen an der Hüfte verzeichnet, die Anzahl der Erstimplantationen am Knie belief sich auf 111.365. Laut Jahresbericht des EPRD waren die Knie-Patienten verglichen mit den Hüft-Patienten im Schnitt etwas jünger. Gleichzeitig wiesen die Knie-Patienten im Schnitt einen höheren BMI auf: Fast 50 % der 2020 erfassten Knie-Patienten hatten einen BMI > 30 und galten somit als adipös.
  • Im Betrachtungsjahr war eine Verschiebung zugunsten der Notfallversorgung zu konstatieren: Während elektive Eingriffe letztes Jahr zeitweise verschoben bzw. ganz ausgesetzt werden mussten (insb. zu Beginn des ersten Lockdowns in den Monaten März und April), lief die Versorgung von Frakturen regulär weiter. Dieser Fakt erklärt auch den leichten Anstieg des Anteils der Hüft-Frakturversorgungen an der Gesamtzahl: 2019 lag der Anteil der Frakturen bei 9,9 %, 2020 betrug er 11,5 %.
  • 2020 wurden 7 % weniger Folgeeingriffe im EPRD dokumentiert als im Jahr 2019.

Der aktuelle EPRD-Jahresbericht widmet dem Thema „Mismatch-Kombinationen von Hüft- und Knieendoprothesen“ zum ersten Mal ein eigenes Kapitel. Als Mismatch wird hierbei eine mangelhafte Kombination von Komponenten bezeichnet, die nach der Implantation zu „Beschwerden oder mechanischen Komplikationen“ führt. Bei der Datenauswertung konnten bei einer dreistelligen Anzahl von Eingriffen so genannte vermeintliche Mismatches identifiziert und den Kliniken als solche zurückgemeldet werden. Die beiden am häufigsten gefundenen Mismatches waren 2020:

  • Bei Hüftendoprothesen: Fehlkombinationen von Kopf und Insert
  • Bei Knieendoprothesen: Seitenverwechslungen

Ein weiterer Schwerpunkt des diesjährigen Berichts liegt auf der Betrachtung der Wahrscheinlichkeit infektionsbedingter Wechsel: Infektionen sind die mit am häufigsten genannten Gründe für eine Wechseloperation. So waren sie im vergangenen Jahr für etwa 15 % der Wechseleingriffe verantwortlich. Männer haben laut der Auswertung sowohl bei endoprothetischen Hüft- als auch bei Knie-Operationen ein höheres Infektionsrisiko. Außerdem zeigt sich auch hier, dass starkes Übergewicht zu einem signifikant höheren Infektionsrisiko führt – am deutlichsten war dies bei Hüft-TEP-Eingriffen zu sehen.

Quelle und weiterführende Informationen: EPRD-Jahresbericht 2021

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