Kündigungsgrund Führungskraft – Warum ein wirksames Führungskräftetraining ein Must-have ist

Beitrag von Dr. Katrin Wessolowski - Senior Consultant (02.09.2025)

Es fing alles sehr vielversprechend an. Daniel war ein ambitionierter Assistenzarzt, der seine Assistenzarztprüfung mit Bestnoten und in Rekordzeit bestand. Zu PatientInnen und KollegInnen hatte er einen guten Draht und war ein beliebter Kollege. Danach folgte die Stelle als Oberarzt und vor sechs Jahren schließlich die Stelle als Chefarzt. Heute leitet Daniel eine Abteilung, in welcher neue Mitarbeitende bereits nach kurzer Zeit wieder kündigen und der Krankenstand in seiner Abteilung ist der höchste im gesamten Haus – Bettenschließungen inklusive. Was war passiert? 

Fachliche Exzellenz ersetzt keine Führungskompetenz

Daniel hatte alle Stellen mit hoher fachlicher Expertise erfüllt. Teamführung, Leadership-Skills, und Kommunikation blieben auf der Strecke. Konflikte sollte das Team einfach selbst regeln, für Wertschätzung fand er im stressigen Alltag nur wenig Zeit, Aufgaben delegierte er an den ersten, den er am Morgen sah oder erledigte sie selbst. Die Zukunftsausrichtung für die Abteilung änderte er regelmäßig und wichtige Informationen vergaß er, zu kommunizieren. Dabei hatte Daniel doch vor vier Jahren an einem Führungskräftetraining im Gesundheitswesen teilgenommen.

Wo liegt der Fehler?

Nicht bei Daniel. In vielen Bereichen im deutschen Gesundheitssystem werden Führungskräfte im Krankenhaus nach ihrem fachlichen Können ausgewählt. Die neuen Führungskräfte dürfen häufig ins eiskalte Wasser springen – fundierte Führungsqualifikation: Fehlanzeige! Begleitung der ersten 100 Tage als Führungskraft? Erfolgt nicht! Führung wird mit Versuch und Irrtum gelernt, vielleicht durch Bücher in der Freizeit, durch gute oder schlechte Vorbilder und oft auch gar nicht. Dies kann ein langer und steiniger Weg sein, der allzu oft in der Sackgasse endet und Motivation, Engagement und sogar die Gesundheit von Mitarbeitenden kosten kann.

Finden Führungskräftetrainings statt, dürfen Führungskräfte in der Regel an zwei Tagen lernen, wie Führung geht. Danach kommt der Alltag, in welchem die neuen Inhalte schnell wieder untergehen. Dieses Vorgehen kostet Zeit und Geld – ein hoher Aufwand mit wenig nachhaltiger Wirkung auf die Führungskompetenzen. Daniel hatte jahrelang gelernt, komplizierte Eingriffe durchzuführen. Wie er Mitarbeitende langfristig begeistern, motivieren und entwickeln, in ihrer Selberverantwortung unterstützen und eine positive Teamkultur im Krankenhaus schaffen kann, hatte er in einem zweitätigen Training gelernt. Was nun? 

Führung ist lernbar – aber nicht an einem Wochenende

Die schlechte Nachricht zuerst: Zur wirksamen Führungskraft wird man nicht über Nacht. Die gute Nachricht ist: das Gehirn lernt dank seiner Neuroplastizität ein Leben lang dazu. Doch Veränderungen haben ihren Preis. Dieser Preis liegt im Erlernen, Anwenden und vor allem im wiederholten Üben neuer Führungspraktiken. Der Mensch benötigt ca. 60 regelmäßige Wiederholungen, damit neues Verhalten zur Routine wird. 

Hinzu kommt: Das Gehirn agiert gerne konservativ und spart lieber Energie. Es geht sogar so weit, dass es gleichbleibendes Verhalten (Routine) mit körpereigenen Opioiden belohnt. Veränderungsprozesse in der Führung dürfen also gegen einen inneren Widerstand immer wieder umgesetzt werden. Legen wir diese neurobiologischen Informationen zugrunde, ist klar, dass nachhaltige Veränderungen nicht durch ein zweitägiges Training realisiert werden. 

Veränderungen können vielmehr stattfinden, wenn

  • die Erkenntnis zur Notwendigkeit besteht
  • Wissen vorhanden ist, wie es besser geht
  • Ausprobieren und Erleben von neuem Verhalten möglich ist
  • wiederholtes Üben stattfinden kann
  • Selbstreflexion und Feedback angestoßen werden
  • aus Übung Routine wird

Was ein wirksames Führungskräftetraining leisten muss

Daniel hätte demnach eine völlig andere Form der Unterstützung gebraucht – er hätte Zeit und Raum zum Erlernen sowie zum regelmäßigen Üben von Führungskompetenzen benötigt sowie Austausch und Feedback. Um eine gute Führungskraft zu werden, ist ein wirksames Führungskräfteentwicklungsprogramm essenziell. Worauf sollten Sie dabei achten? 

Ein wirksames Führungskräftetraining im Krankenhaus basiert auf folgenden Regeln und Vorgaben:

  1. Im Vorfeld des Trainings ist eine Bedürfnisanalyse unter den Teilnehmenden durchzuführen.
  2. Das Führungskräftetraining muss sich über mehrere Termine in einem längeren Zeitraum erstrecken.
  3. Das Training muss größere Face-to-face-Blöcke enthalten – reine Onlinetrainings haben einen deutlich geringeren Lerneffekt.
  4. Rückmeldungen an die Teilnehmenden zu ihrem Führungsverhalten z. B. während oder nach Übungen sind obligatorisch.
  5. Wissen darf nicht nur vermittelt werden, es muss vielmehr erlebbar gemacht werden, z. B. durch geeignete Demonstrationen.
  6. Das Führungskräftetraining muss genau auf den konkreten Führungsalltag der Teilnehmenden ausgerichtet sein.
  7. Den Teilnehmenden müssen mehrere Strategien aufgezeigt werden, die den Transfer in die Praxis sichern.

 

Führungskräfteentwicklung oder noch mehr Personalmarketing

Daniel ist ein fiktives Beispiel. Belege für die realen Auswirkungen schlechter Führung im Krankenhaus gibt es hingegen zahlreiche:  hoher Krankenstand, hohe Fluktuation, hohe Fehlerquote, geringes Engagement etc. Die richtige Frage an dieser Stelle lautet: Können Sie es sich leisten, kein wirksames Führungskräftetraining zu haben? Denn die Kosten schlechter Führung summieren sich für eine einzige Station schnell auf einen sechsstelligen Eurobetrag im Jahr. Betrachten wir ein gesamtes Haus über mehrere Jahre, steigen die Kosten enorm. Daher nochmals die Frage: Können Sie es sich überhaupt leisten, kein wirksames Führungskräfteentwicklungsprogramm zu haben?

Wenn Sie die Frage mit „Nein“ beantworten, schauen Sie sich gerne unsere konkrete Lösung an oder lassen Sie sich zu Ihrer individuellen Situation beraten.

Tipp zum Schluss:

Haben Sie schon einmal eine neue Sprache in einem Wochenendseminar gelernt? Nein? Wir auch nicht. Führung ist wie eine Sprache: Sie erfordert Übung, Feedback und Geduld. Geben Sie Führung im Alltag einen zentralen Platz – und nehmen Sie sich Zeit, sie gemeinsam zu gestalten. Als Führungskraft und als Vorbild. 

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