PROMs und ihre Wirkung auf die Mitarbeiterzufriedenheit (Teil 2/3)

Beitrag von Leonie Brenner - Project Manager (24.04.2025)

Was macht Mitarbeitende im Gesundheitswesen wirklich zufrieden? Neben fairer Bezahlung, guten Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten rückt ein Aspekt zunehmend in den Fokus: das Erleben von Sinn und Wirksamkeit. Patient-reported Outcome Measures (PROMs) – also von PatientInnen selbst berichtete Ergebnisse ihrer Behandlung – leisten hierzu einen überraschend großen Beitrag. Sie verändern nicht nur die Versorgung, sondern auch die Zusammenarbeit im interprofessionellen Team, das Arbeitsklima und das Selbstverständnis von ÄrztInnen, Pflegekräften und weiteren Berufsgruppen.

Die Mitarbeiterzufriedenheit wird durch drei zentrale Wirkbereiche der PROMs gesteigert:

  • Teamarbeit, Kultur und Motivation
  • Qualität, Transparenz und Feedback
  • Entlastung durch bessere Prozesse

1. PROMs fördern Teamarbeit, steigern die Motivation und verankern eine werteorientierte Kultur im Klinikalltag.

  • PROMs fördern die interprofessionelle Zusammenarbeit, indem sie eine gemeinsame Sprache schaffen und die berufsgruppenübergreifende Kommunikation verbessern. ÄrztInnen, Pflegekräfte und Verwaltungsmitarbeitende arbeiten dadurch koordinierter zusammen, was zu einem stärkeren Teamgefühl führt. Das Zusammengehörigkeitsgefühl im Team wird auch über das gemeinsame Verantwortungsgefühl über den Behandlungspfad hinweg gestärkt.
  • Gleichzeitig regen PROMs dazu an, über das eigene Handeln nachzudenken. Viele Mitarbeitende im Gesundheitswesen erleben zunehmende Bürokratisierung und beklagen, dass der Kontakt zu PatientInnen zu kurz kommt. PROMs rücken die Patientenzentrierung wieder in den Fokus. Sie verdeutlichen, wie die Versorgung tatsächlich aus Sicht der PatientInnen wahrgenommen wird. Dies stärkt das Bewusstsein für eine werteorientierte, patientenzentrierte Arbeitsweise und macht den Sinn der medizinischen Tätigkeit greifbar. Mitarbeitende sehen, dass ihre Arbeit einen echten Unterschied macht – aus Sicht der PatientInnen. Studien zeigen insbesondere für Pflegekräfte einen signifikant positiven Zusammenhang zwischen der erlebten Patientenerfahrung und der Mitarbeiterzufriedenheit.
  • Die Integration von PROMs kann auch zu einer offeneren und transparenteren Betriebskultur beitragen. Der regelmäßige Austausch über PROM-Ergebnisse fördert die Beteiligung und stärkt die Identifikation mit den Zielen der Einrichtung.

2. PROMs machen Qualität sichtbar, fördern transparentes Feedback und stärken datenbasierte Kompetenz im Klinikalltag.

  • PROMs liefern eine direkte Rückmeldung zur Versorgungsqualität und damit zur Wirksamkeit ärztlichen und pflegerischen Handelns. Dies ist besonders motivierend, weil Erfolge sichtbar und nachvollziehbar werden. Das medizinische Personal erhält damit ein ergebnisbezogenes Feedback von den PatientInnen selbst. Da PatientInnen die Qualität einer medizinischen Leistung oft nicht direkt beurteilen können, sondern sich häufig auf strukturelle oder prozessuale Aspekte stützen, erweitern PROMs die Parameter der Ergebnisqualität (siehe BLOG-Beitrag 1). Die kontinuierliche, datenbasierte Rückmeldung fördert den Wunsch, die eigene Arbeit weiter zu verbessern, stärkt die berufliche Identifikation und trägt dazu bei, den professionellen Ansprüchen gerecht werden zu können.
  • Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Stärkung datenbasierter Kompetenzen – insbesondere im Pflegebereich, wo der Umgang mit quantitativen Rückmeldungen bislang seltener verankert ist. Der regelmäßige Einsatz von PROMs fördert das Verständnis für eine kennzahlengestützte Arbeitsweise und befähigt Pflegekräfte, den Versorgungsprozess aktiver mitzugestalten. Dadurch wird nicht nur das berufliche Selbstverständnis weiterentwickelt, sondern auch die interprofessionelle Zusammenarbeit auf Augenhöhe gefördert.
  • Die Kombination von PROMs mit anderen Versorgungsdaten hilft zudem, komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen. Dadurch wird ein ganzheitlicher Blick auf die Versorgung möglich.

3. PROMs verbessern Abläufe, reduzieren Mehraufwand und tragen so spürbar zur Entlastung der Mitarbeitenden bei.

  • PROMs liefern patientennahe, strukturierte Daten, die helfen, Symptome oder Änderungen des Gesundheitszustands frühzeitig zu erkennen, um gezielt entgegensteuern zu können. Dadurch werden Verzögerungen bei der Behandlung vermieden und Behandlungspfade optimiert. Das wiederum führt zu einer Reduktion unnötiger Arbeitsaufwände.
  • Zugleich ermöglichen PROMs eine datenbasierte Analyse der Stationsabläufe. Sie liefern konkrete Anhaltspunkte, um Prozesse kritisch zu prüfen und gezielte Verbesserungen umzusetzen. Das steigert die Effizienz der Leistungserbringung und senkt den Alltagsstress für Mitarbeitende.

Doch der bloße Einsatz von PROMs führt nicht automatisch zu einer Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit. 

Folgende Aspekte müssen für eine erfolgreiche Einführung bedacht werden:

  • Technische und personelle Engpässe behindern häufig die Einführung.
  • Die Sorge vor negativem Feedback oder Überforderung mit neuen Tools kann eine ablehnende Haltung auslösen.
  • Unklare Prozesse oder enttäuschte Erwartungen führen mitunter zu Frustration. Hierbei ist es besonders wichtig, die Ergebnisse transparent für die Mitarbeitenden darzustellen –beispielweise mit einem Dashboard auf Station.
  • Gerade zu Beginn erfordert die PROMs-Implementierung einen hohen Ressourceneinsatz, was kurzfristig belastend sein kann.

 

Fazit: PROMs sind mehr als ein Qualitätsinstrument und schaffen nicht nur für PatientInnen einen Mehrwert – sie verändern auf positive Weise wie Teams zusammenarbeiten, wie Mitarbeitende ihre berufliche Rolle erleben und wie bedeutsam sie sich bei ihrem täglichen Arbeitseinsatz fühlen. Wenn sie klug eingeführt werden, können PROMs entscheidend zur Mitarbeiterzufriedenheit beitragen. Der Schlüssel liegt in der Kombination aus Transparenz, Teamarbeit und dem Erleben von Sinn. Wichtig ist jedoch: Die Einführung muss gut begleitet werden, um Frustrationen zu vermeiden.

Ausblick: Der nächste BLOG-Beitrag nimmt Sie mit in die Praxis: Sie erfahren, welche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Einführung von PROMs in Ihrer Klinik entscheidend sind – und welche kleinen und großen Fallstricke Sie bei der Planung unbedingt vermeiden sollten.

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