Stationsleitung 2015 - bald ein akademischer Beruf?

Stationen in deutschen Krankenhäusern kommt heute eine Schlüsselrolle sowohl im Rahmen einer wirtschaftlichen Leistungserbringung, als auch insbesondere für die Logistik der Patientenversorgung und die Prozessqualität zu.

 

Die Ärzte und Pflegenden der Stationen planen und steuern den Behandlungsablauf und koordinieren alle relevanten diagnostischen Untersuchungen und Eingriffe, sowie die perioperativen Abläufe.

Wenn man sich die DRG-Erlöse und die Mitarbeiterzahlen vor Augen führt, ist jede Station einem kleineren mittelständischen Unternehmen vergleichbar (Umsatz zwischen 1,5 und 2 Mio. Euro, ca. 20-25 Mitarbeiter). Das bedeutet, dass die pflegerischen Leitungen der Stationen - gemeinsam mit den jeweils zuständigen Oberärzten - eine große Führungsverantwortung tragen und ihren Aufgabenbereich effizient und effektiv managen müssen.

Derzeit führt der „klassische“ Weg in die Stationsleitung über die „Weiterbildung zur Leitung einer Station/ eines Funktionsbereiches nach den Weiterbildungsrichtlinien des Deutschen Bildungsrates für Pflegeberufe“, Stationsleitungskurs genannt. Hier werden nicht nur pflegerische Inhalte vertieft, sondern auch andere Themen, z.B. zu betriebswirtschaftlichen Grundlagen, zur Betriebsorganisation, zu Leitungskompetenzen oder zu Rechtsgrundlagen vermittelt.

Auch wenn der Stationsleitungskurs sicher wichtige Grundlagen legt, darf bezweifelt werden, dass die hier in der Vergangenheit erworbenen Kompetenzen ausreichen, um die Veränderungsprozesse der Zukunft pflegeseitig verantwortlich mitgestalten zu können.

Nicht zuletzt auch aufgrund fehlender Aufstiegschancen und der von vielen Stationsleitungen als unattraktiv empfundenen Rahmenbedingungen (v.a. Bezahlung), entscheiden sich viele von ihnen nach ein paar Jahren Leitungserfahrung zu einem aufbauenden Studium, z.B. des Pflegemanagements.

Als Folge hiervon entsteht aus meiner Sicht das Problem, dass die Pflege geeignete Stationsleitungen in die „Akademisierung“ verliert, denn nach dem Studium kehren diese Leitungskräfte nicht mehr auf die Station zurück, sondern sehen ihr zukünftiges Einsatzgebiet im Umfeld der Pflegedienstleitung oder der Pflegewissenschaft.

Als Kernprozesse der Pflege sehe ich im Jahr 2015 das Belegungsmanagement und die „Primäre Pflege“ (bestehend aus Anamnese, Pflegeplanung/ -durchführung und -evaluation, Koordination der Behandlung und Diagnostik sowie Entlassung/ Verlegung). Hinzu kommt die Koordination von Service-, Logistik- und Versorgungsprozessen. Viele dieser Abläufe werden im Verantwortungsbereich der Stationsleitungen liegen. Vorstellbar ist auch, dass die Stationsleitungen im Zuge dieser Aufgaben mehr und mehr Budgetverantwortung erhalten.

Darüber hinaus wird die Stationsleitung im Stationsteam auch zunehmend nicht-pflegerische Mitarbeiter führen. Vorstellbar sind hier:

Servicekräfte, Versorgungsassistenten, Stationssekretärinnen, Hol- und Bringedienst/ Transportdienst, Sozialdienst/ Pflegeberater, Überleitungspflege, Case-Manager etc.

Das Anforderungsprofil einer Stationsleitung wird sich also in den kommenden Jahren so verändern, dass aus meiner Sicht ein akademischer Abschluss obligatorisch werden wird. Auch wenn ich bereits heute vereinzelt Stationsleitungen ohne Studium kenne, denen ich diese Entwicklung ohne weiteres zutraue, die Stationsleitung 2015 wird eine Führungskraft mit (mind.) Bachelor sein.

Spannend wird sein, inwieweit sich diese Führungsverantwortung auch in der Bezahlung oder in anderen Leistungsanreizen niederschlägt - denn eines ist klar: zu den derzeit bestehenden Bedingungen wird sich keine Stationsleitung 2015 finden lassen…

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