Welche Aspekte gefährden die Mitarbeiterbindung? Eine Übersicht typischer Mitarbeiterbefragungsergebnisse

Beitrag von Saskia Schwering (19.07.2021)

Das Thema Mitarbeiterbindung beschäftigt deutschlandweit die Verantwortlichen in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens. Beim diesjährigen Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit fand dazu eine Session mit dem Titel „Best Practice Mitarbeiterbindung: Was hält junge Mitarbeiter in der Pflege?“ unter Beteiligung von ZEQ statt.

Die vielen Mitarbeitendenbefragungen, die ZEQ seit mehr als 10 Jahren durchführt, zeigen, dass es kaum bedeutsame Unterschiede in den Bewertungen der einzelnen Altersgruppen im Pflegebereich gibt, weshalb eine Betrachtung der Mitarbeitenden aller Altersgruppen für das Thema Mitarbeiterbindung relevant ist. Auch die Praxis zeigt, dass es nicht nur darum geht, junge Mitarbeitende zu gewinnen und zu binden, sondern auch erfahrene Mitarbeitende zu halten. Als Orientierungshilfe für diesen Prozess eignet sich der Mitarbeiterlebenszyklus (Abb. 1), der aus den vier Phasen „Gewinnen“, „Einarbeiten“, „Einsetzen & Entwickeln“ sowie „Langfristig binden & begeistern“ besteht. Die Mitarbeitenden eines Krankenhauses befinden sich in den verschiedenen Phasen, die alle ihre eigenen Schwierigkeiten und Herausforderungen mit sich bringen. In jeder der vier Phasen kann ein Haus Mitarbeitende verlieren, weshalb alle Phasen eine genaue Betrachtung und entsprechende Maßnahmen erfordern.

 

Welche Probleme in den einzelnen Phasen typischerweise in Mitarbeitendenbefragungen thematisiert werden, soll im Folgenden erläutert werden. Selbstverständlich gibt es darüber hinaus weitere typische oder individuelle Herausforderungen. Wir betrachten hier vorrangig die Hauptthemen. Die Phase „Gewinnen“ wird außerdem ausgeklammert, da der Fokus auf dem Thema Bindung liegen soll. Das bedeutet aber nicht, dass es in dieser Phase auf Seiten der Häuser keine Baustellen gibt – im Gegenteil.

Die folgenden Ergebnisse basieren auf 50 von ZEQ durchgeführten Mitarbeitendenbefragungen aus den letzten fünf Jahren in verschiedenen somatischen Häusern und entstammen alle aus dem Pflegebereich. Die verwendete Skala reicht von 1-5 und ähnelt dem Schulnotensystem: niedrige Werte sind als positiv und hohe Werte als negativ zu interpretieren. Dargestellt ist jeweils der um Ausreißer bereinigte Mittelwert.

Einarbeiten

Problematische Aspekte in der Phase der Einarbeitung sind vor allem die fehlenden zeitlichen Ressourcen für die Einweisung neuer Mitarbeitender (Abb. 2). Zusätzlich werden neue Mitarbeitende schon sehr früh mit vielfältigen Aufgaben und hoher Verantwortung konfrontiert. Dadurch entsteht häufig das Gefühl ins kalte Wasser geworfen zu werden, wie das beispielhafte Zitat aus einer unserer Befragungen zeigt: „Es ist absolutes Werfen in kaltes Wasser und oft werden Aufgaben von (noch nicht) qualifizierten Anfängern durchgeführt“. Bei neuen Mitarbeitenden entsteht auf diese Weise schnell ein Gefühl von Inkompetenz, Überforderung und Frust. Dabei ist in vielen Häusern weniger das Problem, dass es an einem Einarbeitungskonzept mangelt, sondern eher, dass dieses aufgrund der fehlenden Ruhe und Ressourcen im Arbeitsalltag nicht umgesetzt werden kann.

 

Einsetzen und Entwickeln

Betrachtet man die Ergebnisse zur Phase “Einsetzen und Entwickeln”, lässt sich erkennen, dass die Weiterentwicklung der problematischere Aspekt dieser Phase zu sein scheint. Mitarbeitende in der Pflege zeigen sich wenig zufrieden mit den angebotenen externen Fortbildungsmöglichkeiten (Abb. 3). Ebenfalls auffällig kritisch wird die Frage danach bewertet, ob der direkte Vorgesetzte Fortbildungsbedarf mit den Mitarbeitenden bespricht. Auch sind aus Sicht der Pflegemitarbeitenden häufig nicht ausreichend Möglichkeiten für das Lernen am Arbeitslatz vorhanden (z. B. Hospitationen, Work-Shadowing, Rotationen, Wissen weitergeben, usw.). Insgesamt gehört die Fort- und Weiterbildung in den meisten Befragungen zu einem der durch Pflegekräfte am kritischsten bewerteten Themen.

 

Im zweiten Teil dieses Blogs werde ich Ihnen die vielfältigen Aspekte der letzten Phase “Langfristig binden und begeistern” sowie die dazugehörigen Ergebnisse der Mitarbeitendenbefragungen vorstellen.

 

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