Das beste Krankenhaus der Welt – die Frage, wie dieses wohl aussieht, würden wir vielleicht alle unterschiedlich beantworten. Fragen, die bei vielen jedoch zuerst auftauchen: Gibt es so etwas, wie ein bestes Krankenhaus? Und wenn ja, was zeichnet diese Klinik aus? Was macht man dort anders? Genau das haben wir, das Forschungsteam von ZEQ, uns auch gefragt. Wir wollen herausfinden, wer die Besten sind und vor allem, was sie alle gemeinsam haben. Um es kurz zu sagen: Wir haben uns auf die Suche nach den globalen Erfolgsfaktoren der besten Krankenhäuser gemacht.

Nach umfangreichen Recherchen konnten wir Krankenhäuser herausarbeiten, die zu den Besten der Welt gezählt werden. Die Grundlage bildeten verschiedene Rankings, wie das Newsweek Hospital Ranking oder das Scimago Institution Ranking (Newsweek, 2023; Scimago Institutions Rankings, o. D.). Bereits in früheren Blogbeiträgen haben wir einige der Kliniken genauer unter die Lupe genommen. Was alle dieser Top-Institutionen verbindet, ist ein besonderes Mindset. Im Folgenden wollen wir aufzeigen, welche Punkte dabei zentral sind.

• Ausrichtung an großen Visionen

Als erstes fällt das Selbstverständnis der Krankenhäuser auf. Oft streben sie schon seit ihrer Gründung nach mehr. Sie wollen aktiv die Besten sein, das Bild der Medizin verändern und an vorderster Front der Forschung stehen. Sie sind also nicht mit ihrem Ist-Zustand zufrieden. Die Mayo Clinic in Rochester proklamiert beispielsweise, dass durch ihre Herangehensweise mehr Antworten und mehr zufriedenstellende Ergebnisse als überall anders auf der Welt erlangt werden. Hierbei wird Exzellenz in jedem Bereich angestrebt, egal ob bei klinischen Outcomes, PatientInnen-Zufriedenheit oder Arbeitgeberattraktivität (Mayo Clinic, 2020). Wie man erkennen kann, werden diese Visionen konkret formuliert und nach außen getragen. So wissen alle Beteiligten – ob Mitarbeitende, PatientInnen oder BesucherInnen – worauf es in der Klinik ankommt.  Solche klaren Linien spiegeln sich im Miteinander des Stationsalltags, dem Umsetzen von Ideen oder der Wahrnehmung von PatientInnen. Um es noch einmal deutlich herauszustellen: Die Vision stand bei den erfolgreichsten Kliniken weltweit bereits am Beginn ihrer Entwicklung. Sie ist nicht die Folge des aktuellen Erfolges, sondern deren Ursprung.

• Offenheit bezüglich neuer Entwicklungen und Streben nach Innovation in allen Bereichen

In einem Krankenhaus steht das Leben niemals still. Mitarbeitende und PatientInnen sind nicht nur täglich verschiedensten Situationen ausgesetzt, die Institution selbst befindet sich im dauerhaften Wandel. Um am Puls der Zeit und der Gesellschaft zu bleiben und sogar den Takt mit vorzugeben, setzen die besten Kliniken auf Offenheit: Offenheit gegenüber neuen Entwicklungen, für unkonventionelle Ideen und generell gegenüber Veränderung. Nur so kann sich die Institution kontinuierlich weiterentwickeln. Basis dafür ist eine allgemeine Suche nach Innovation. Sie kann von außerhalb kommen, aber auch intern durch Mitarbeitende vorangetrieben werden. Das macht z. B. das Massachusetts General Hospital durch verschiedenste Förderprogramme wie Ideenwettbewerbe oder -Plattformen (MGH Housestaff Innovation Studio, 2020). Es wird deutlich, dass innovative Ideen nicht immer nur abstrakte neue Entwicklungen aus theoretischer Forschung sein müssen, sondern dass sie auf der Lösung von simplen Alltagsproblemen beruhen können.

• Aktives Nutzen von technologischem Fortschritt

Hier zeigt sich eine konkrete Umsetzung von Innovation, die sich in den führenden Krankenhäusern immer wieder findet. Technologie und Digitalisierung werden keineswegs als Gegner gesehen, sondern als Chance wahrgenommen. Dies beginnt bei der Umsetzung eines umfangreichen und informativen Webauftritts und dessen interaktiver Gestaltung. Auch bei der Organisation innerhalb des Krankenhauses wird auf digitale Lösungen gesetzt. Elektronisch einheitliche Datenbanken mit übergreifenden Zugriffmöglichkeiten oder die Integration von Tablets in der Kommunikation mit PatientInnen sind weit verbreitet. Eine neue technologische Ausstattung ist also wegweisend. Die besten Kliniken beginnen weitreichend mit der aktiven Einbindung von neuen Errungenschaften. Die Notaufnahme des Tel Aviv Sourasky Medical Center ist ein Beispiel hierfür. Dort können alle Vorgänge per App live verfolgt und überwacht werden (Jeffay, 2022). Telemedizin und Künstliche Intelligenz werden als Unterstützung und Erleichterung genutzt – sei es bei regulären Stationsabläufen, zur Bildverarbeitung in der Radiologie oder in der Überwachung von PatientInnen.

• Inklusion und Diversität leben und vermitteln

Dies ist eine weitere Einstellung, welche sich in vielen der besten Kliniken erkennen lässt. Zum einen wird in der Personalstrategie auf eine hohe Diversität geachtet: Kulturelle Vielfalt im Personalstab wird gefördert und durch Festlichkeiten oder adäquate Angebote unterstützt. Das UCSF Medical Center in San Francisco setzt beispielsweise auf eine „Diversity Recruitment“-Strategie (UCSF Human Resources, o. D.). So wird, neben einer erhöhten Akzeptanz und Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden, das gesamte Bild der Institution vielseitiger. Das kann ein Pull-Faktor für PatientInnen sein, die sich verstärkt repräsentiert und angesprochen fühlen. Das Mindset ist also auf der Ebene der Inklusion bei PatientInnen ebenfalls relevant. Durch den Fokus auf eine bunte Darstellung beispielsweise auf Websites oder in Anzeigen, wird Toleranz vermittelt. Wichtig ist dann, dass diese auch im Umgang mit PatientInnen gelebt wird. Neben den entstehenden direkten Auswirkungen im Krankenhausalltag werden die Kliniken so zudem aktive Akteure im gesellschaftlichen Diskurs und übernehmen moralische Vorbildfunktionen.

• Konsequentes Ausrichten an den Bedürfnissen der PatientInnen  

Besonders wichtig und auffallend ist, dass die besten Kliniken versuchen, bei allen geplanten Prozessen, Handlungen und Veränderungen stets ihre PatientInnen im Zentrum des Geschehens zu sehen. Der Prozess beginnt schon bei der Vereinfachung des Krankenhausbesuchs, geht weiter bei der Behandlung und endet bei der aktiven Nachfrage nach Feedback. Im John’s Hopkins Hospital hat die Zufriedenheit der PatientInnen höchste Priorität. Darauf basierend werden z. B. mehrmals im Jahr Angestellte ausgezeichnet, die einen besonderen Einsatz für ihre PatientInnen gezeigt haben (Johns Hopkins Medicine, 2022).

• Wissen generieren und aktiv teilen

In der Mentalität der Besten der Welt wird weiterhin deutlich: Ziel ist nicht, sich von anderen bewusst abzuheben und im Wettbewerb zu stehen. Man möchte, ganz im Gegenteil, als unterstützender Partner wirken. Das gewonnene Wissen soll möglichst weitreichend geteilt und kommuniziert werden. Zudem wurde hier verstanden, dass eine grundlegend gute Versorgung der Gesellschaft für jeden von großem Vorteil ist. Das heißt, die Kliniken fungieren oft als Berater und Vernetzer zwischen verschiedenen Einrichtungen. Neben verstärkter Zusammenarbeit auf gesundheitlicher Ebene werden auch externe Kooperationen zu anderen Wirtschaftszweigen gepflegt. Das Massachusetts General Hospital kooperiert z. B. mit Pharma- und Medizinbedarfs-Unternehmen wie z. B. der Braun Melsungen AG (B. Braun Melsungen AG, 2022). Hiervon können alle Beteiligten durch neue Perspektiven sowie großen Wissenszuwachs profitieren.

• Echte Zusammenarbeit in starken Teams

Ein weiterer Aspekt, der die besten Kliniken vereint und in deren DNA gefestigt ist, ist der Fokus auf ein gemeinschaftliches Miteinander. Das Erschaffen einer angenehmen Arbeitsatmosphäre wird durch etablierte Tools zur Kommunikation und regelmäßige interprofessionelle Weiterbildungen sowie Teambuildingmaßnahmen und -Events vorangetrieben. Mitarbeitende arbeiten interdisziplinär und mit geringen Hierarchien. In der Mayo Clinic wird beispielsweise ein besonders großer Fokus auf hohe Interdisziplinarität durch Schulungen, Trainings und gemeinsame Care Teams gesetzt (ZEQ, 2022). Das wirkt sich nicht nur auf die Zufriedenheit des Personals, sondern auch auf die Effizienz und den Erfolg der Behandlungen aus.

Die besten Krankenhäuser der Welt verbinden also einige grundlegende Einstellungen. Dabei ist interessant, dass viele der Punkte unabhängig vom Standort, der Größe oder dem ursprünglichen Renommee sind. Sie können in jedem Krankenhaus umgesetzt werden. Basis und vielleicht Erfolgsrezept ist bei vielen die konkrete Idee, was die Klinik repräsentieren möchte, die Umsetzung sowie die Kommunikation nach außen.