
Kultur der Zusammenarbeit im Krankenhaus
Arbeitskultur gestalten, Teamarbeit stärken
Eine leistungsfähige Krankenhausorganisation braucht mehr als gute Prozesse. Sie braucht eine Arbeitskultur, die Orientierung gibt, Zusammenarbeit ermöglicht und Fachkräfte im Haus hält. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel, wachsender Komplexität und hohen Ansprüchen an Qualität und Wirtschaftlichkeit wird deutlich: Wie im Alltag zusammengearbeitet wird, entscheidet über Motivation, Effizienz und Versorgungserfolg.
Doch vielerorts erschweren starre Hierarchien, unklare Verantwortlichkeiten und mangelnde Abstimmung die Zusammenarbeit. Es fehlen verbindliche Kommunikationsroutinen, neue Berufsgruppen werden nicht strukturiert eingebunden, und Führung findet oft unter hoher Last statt. Das Ergebnis: Teams reagieren statt zu gestalten, Konflikte bleiben ungelöst, Ressourcen werden nicht wirksam genutzt. Genau hier setzt eine gezielte Entwicklung der Arbeits- und Teamkultur an.
Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Teams: Der Fachkräftemangel erfordert eine engere Kooperation, neue Berufsgruppen wie Physician Assistants müssen integriert werden, und der medizinische Fortschritt macht interdisziplinäre Expertise wichtiger denn je.
Oft fehlt eine offene Fehler- und Feedbackkultur, in der Teams aus Herausforderungen lernen können. Stattdessen dominieren Schuldzuweisungen und Hierarchiedenken den Arbeitsalltag. Dabei zeigen erfolgreiche Krankenhäuser: Eine vertrauensvolle, wertschätzende Zusammenarbeit verbessert nicht nur die Arbeitszufriedenheit, sondern auch die Patientenversorgung. Die Transformation hin zu einer modernen Teamkultur ist eine Herausforderung – aber sie bietet auch eine enorme Chance für mehr Effizienz, bessere Entscheidungen und ein gesundes Arbeitsumfeld.
Tragfähige Teamkultur als strategischer Hebel
Kultur zeigt sich im Alltag – in Übergaben, Fallbesprechungen und Entscheidungsprozessen. Sie bestimmt, ob Mitarbeitende sich einbringen oder zurückziehen, ob Verantwortung geteilt oder abgeschoben wird. In stabilen Teamstrukturen mit klaren Rollen, psychologischer Sicherheit und verbindlicher Kommunikation steigt nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, sondern auch die Versorgungsqualität.
Für Führungskräfte heißt das: Teamkultur ist kein weiches Thema, sondern zentraler Steuerungsfaktor für Klinikleistung. Wer in Teamdynamiken investiert, gewinnt Resilienz, Verlässlichkeit und Gestaltungsspielraum zurück – insbesondere in interprofessionellen Kontexten, in denen Zusammenarbeit über Berufs- und Bereichsgrenzen hinweg gelingen muss.
Interprofessionelle Zusammenarbeit systematisch stärken
Interprofessionelle Teams entfalten dann ihr volles Potenzial, wenn alle Beteiligten ihre Rollen und Kompetenzen klar kennen und gegenseitig anerkennen. Eine gezielte Förderung der multiprofessionellen Zusammenarbeit schafft eine Grundlage für innovative Lösungen und ein tragfähiges Verantwortungsbewusstsein im Team. In einem solchen Umfeld werden Mitarbeitende nicht auf ihre Funktion reduziert, sondern als gleichwertige Mitgestaltende gesehen. Gleichzeitig steigt die Relevanz einer verbindlichen Kommunikation. Wenn Entscheidungen transparent, Absprachen klar und Verantwortlichkeiten eindeutig sind, lassen sich viele Konflikte vermeiden. Eine gemeinsame Sprache im Klinikalltag fördert die Orientierung, erleichtert die Koordination und stärkt das Vertrauen zwischen den Berufsgruppen.
Psychologische Sicherheit als Grundlage starker Teams
Ein zentrales Element erfolgreicher Zusammenarbeit ist psychologische Sicherheit. Mitarbeitende müssen sich sicher fühlen, ihre Meinung zu äußern, Fragen zu stellen oder Fehler anzusprechen – ohne Sanktionen oder Abwertung befürchten zu müssen. Erst wenn diese Grundlage geschaffen ist, kann ein Team wirklich lernen, wachsen und sich weiterentwickeln. Hierarchien spielen in diesem Zusammenhang eine ambivalente Rolle. Sie bieten einerseits Struktur und Orientierung, verhindern andererseits aber häufig offene Kommunikation und partizipative Entscheidungsfindung. Eine neue Form der Führung ist gefragt – eine, die Verantwortung überträgt, Beteiligung ermöglicht und Orientierung gibt, ohne autoritär zu wirken.
Teamentwicklung als kontinuierlicher Veränderungsprozess
Teamentwicklung muss als kontinuierlicher Prozess verstanden werden. Einzelne Workshops oder Impulsveranstaltungen können erste Anstöße geben, reichen allein aber nicht aus. Es braucht Raum für gemeinsame Reflexion, regelmäßige Fallbesprechungen und strukturierte Trainingsformate, in denen Kommunikation, Zusammenarbeit und gemeinsame Zielorientierung eingeübt werden. Auch digitale Formate und hybride Modelle können dabei unterstützen, die Entwicklung über längere Zeiträume hinweg zu begleiten und nachhaltig zu gestalten. Eine moderne Zusammenarbeit ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis von klaren Maßnahmen, strategischer Steuerung und konsequenter Begleitung durch die Führungsebene.
New Work im Krankenhaus
Strukturen modernisieren, Verantwortung ermöglichen
Die Anforderungen im Gesundheitswesen steigen – und mit ihnen die Erwartungen an Flexibilität, Eigenverantwortung und Beteiligung. New Work im Krankenhaus bedeutet nicht weniger Struktur, sondern bessere Strukturen. Flachere Hierarchien, klare Verantwortungsbereiche, flexible Arbeitsmodelle und eine stärkere Einbindung der Mitarbeitenden in Entscheidungen sind entscheidend, um Kliniken zukunftsfähig aufzustellen.
New Work steht für eine grundlegende Veränderung der Arbeitswelt. Es geht um mehr Selbstbestimmung, Flexibilität, interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine neue Führungskultur. Ursprünglich aus der Wissensarbeit und der Digitalbranche bekannt, hält dieses Konzept zunehmend Einzug in die Gesundheitsbranche – auch, weil traditionelle Strukturen den aktuellen Herausforderungen nicht mehr gerecht werden.
Dabei ist New Work ist kein Selbstzweck, sondern Reaktion auf reale Herausforderungen: den zunehmenden Fachkräftemangel, den Wandel in der Rollenverteilung, die steigende Geschwindigkeit im Klinikbetrieb. Kliniken, die moderne Formen der Zusammenarbeit etablieren, werden als Arbeitgeber attraktiver – und intern handlungsfähiger.
Warum ist New Work im Krankenhaus unvermeidlich?
New Work ist kein Trend, sondern eine notwendige Anpassung an die Realität des Gesundheitswesens. Wer jetzt beginnt, Strukturen zu modernisieren, stellt sicher, dass Kliniken langfristig als Arbeitgeber konkurrenzfähig bleiben und PatientInnen optimal versorgt werden.
- Fachkräftemangel braucht neue Arbeitsmodelle: Der zunehmende Mangel an Pflegekräften und ÄrztInnen macht es notwendig, Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten. Ohne neue Modelle zur Arbeitszeitgestaltung und Teamorganisation wird es immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeitende zu halten und neue zu gewinnen.
- Steigende Komplexität der Arbeit: Die Anforderungen an Krankenhäuser wachsen – durch medizinischen Fortschritt, Digitalisierung und eine alternde Bevölkerung. Starre Hierarchien und ineffiziente Prozesse bremsen Innovation und erfordern neue Formen der Zusammenarbeit.
- Veränderte Erwartungen der Mitarbeitenden: Jüngere Generationen erwarten mehr Flexibilität, Mitbestimmung und eine wertschätzende Unternehmenskultur. Wer an traditionellen Strukturen festhält, wird langfristig nicht als attraktiver Arbeitgeber bestehen.
- Bessere Patientenversorgung durch moderne Zusammenarbeit: Interdisziplinäre, selbstorganisierte Teams treffen fundiertere Entscheidungen, steigern die Effizienz und verbessern nachweislich die Versorgungsqualität.
Wie New Work im Krankenhaus konkret umgesetzt werden kann
New Work bedeutet nicht nur eine neue Denkweise, sondern ganz praktische Veränderungen in der Arbeitsorganisation, Führung und Zusammenarbeit.
1. Agile Arbeitsmethoden für mehr Effizienz
- Teamboards für bessere Zusammenarbeit: Interaktive Teamboards helfen, Aufgaben und Herausforderungen transparent zu machen. Tägliche oder wöchentliche Stand-up-Meetings ermöglichen eine schnelle Abstimmung, Problemklärung und Priorisierung.
- Kanban-Boards für eine flexible Aufgabenverteilung: Pflege- und Behandlungsteams können ihre Arbeitsprozesse in Echtzeit anpassen und Aufgaben effizienter organisieren.
- Sprint-Methodik für Verbesserungsprojekte: Statt langwieriger Veränderungsprozesse werden kurze Innovationszyklen (Sprints) genutzt, um neue Arbeitsweisen schnell zu testen und zu verbessern.
2. Selbstorganisierte Teams übernehmen Verantwortung
- Flexible Dienstplanung durch das Team: Selbstorganisierte Teams erstellen ihren Dienstplan eigenständig, um die individuellen Bedürfnisse besser zu berücksichtigen.
- Selbstverwaltete Stationen: Stationsteams übernehmen eigenverantwortlich die Steuerung von Abläufen, Aufgabenverteilung und Entscheidungsprozesse – mit positiven Effekten auf Motivation und Effizienz.
- Peer-to-Peer-Coaching: Statt hierarchischer Führung begleiten erfahrene Mitarbeitende neue Teammitglieder und fördern so Wissenstransfer und Teamzusammenhalt.
3. Flache Hierarchien und partizipative Führung
- Führung als Coaching statt als Kontrolle: Führungskräfte agieren als BegleiterInnen, die Teams unterstützen, statt ihnen Anweisungen zu geben.
- „Shared Leadership“ für mehr Beteiligung: Leitungsaufgaben werden auf mehrere Personen verteilt, z. B. durch Tandem-Führung in der Pflege oder geteilte Leitungspositionen.
- Open-Space-Formate für Führungskräfte: Regelmäßige Dialogformate zwischen Mitarbeitenden und Führung helfen, Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
4. Beteiligung und Mitgestaltung als Schlüssel zur Veränderung
- Design Thinking in der Krankenhausorganisation: Mitarbeitende entwickeln in interprofessionellen Workshops Lösungen für eine bessere Arbeitsorganisation und setzen diese eigenständig um.
- Regelmäßige Feedback-Foren: Offene Gesprächsformate ermöglichen es Mitarbeitenden, ihre Ideen einzubringen und Veränderungsprozesse aktiv mitzugestalten.
- Interdisziplinäre Prozessoptimierungsteams: Teams aus Pflege, Medizin und Verwaltung arbeiten gemeinsam an der Vereinfachung von Abläufen, z. B. durch digitale Dokumentationslösungen oder den Abbau bürokratischer Hürden.
Kulturveränderung in Kliniken wirksam umsetzen – mit ZEQ
Der Kulturwandel hin zu einer neuen Form der Zusammenarbeit stellt hohe Anforderungen an Organisationen, ist jedoch eine zentrale Voraussetzung für langfristigen Erfolg. Veränderung benötigt Zeit, Verbindlichkeit und eine professionelle Begleitung. ZEQ unterstützt Krankenhäuser auf diesem Weg durch fundierte Kulturanalysen, gezielte Maßnahmenplanung und praxisnahe Umsetzungsbegleitung. Gemeinsam mit den AkteurInnen vor Ort analysieren wir die bestehende Ist-Kultur, entwickeln Zielbilder für die Soll-Kultur und gestalten konkrete Schritte in Richtung einer kooperativen, wirksamen Teamkultur. Dabei greifen wir auf bewährte Methoden wie Kulturbefragungen, begleitete Hospitationen sowie modulare Workshopformate zurück. Unsere langjährige Erfahrung in der Prozess- und Teamentwicklung macht uns zu einem verlässlichen Partner für Kliniken, die Zusammenarbeit nicht dem Zufall überlassen wollen.
Sie wollen Kultur nicht dem Zufall überlassen? ZEQ unterstützt Sie dabei, die Kultur der Zusammenarbeit systematisch zu gestalten – damit Ihre Klinik auch in Zukunft ein starker Ort für Versorgung, Entwicklung und Zusammenarbeit bleibt. Sprechen Sie uns an.

„New Work bedeutet für uns: Teams arbeiten selbstbestimmt, eigenverantwortlich und endlich gemeinsam statt nebeneinander."
Stefanie Oberhollenzer
Project Manager
M.A. Wirtschaftspsychologie